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DER ULTIMATIVE GUIDE

Referenzarchitekturen

In diesem Guide erfahren Sie, was genau Referenzarchitekturen sind, welche Vorteile sie bieten und was die fünf wichtigsten Driver für Referenzarchitekturen sind.

 

Was ist eine Referenz­archi­tektur?

Referenzarchitekturen beschreiben standardisierte Architekturen, die einen Referenzrahmen für vertikale Domänen oder Branchen bieten. Referenzmodelle oder -architekturen schaffen ein gemeinsames Verständnis von Prozessen, Datenstrukturen und der zugrunde liegenden Technologien im Allgemeinen. Zudem bieten sie wiederverwendbare Designs und branchenspezifische Best Practices. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um Lösungsarchitekturen (d.h. sie werden nicht direkt implementiert), sondern dienen eher als idealtypisches Modellmuster für konkretere Architekturen. In der Regel enthält eine Referenzarchitektur gemeinsame Architekturprinzipien, Muster, Bausteine und Standards.

Im Bereich der Softwarearchitektur ist eine Referenzarchitektur eine Musterlösung für die Architektur einer bestimmten Domäne. Somit wird eine gemeinsame Entscheidungsgrundlage geschaffen, anhand derer die Implementierung von erarbeiteten Architekturen diskutiert werden kann – häufig mit dem Ziel, Gemeinsamkeiten zu betonen. Eine Software-Referenzarchitektur ist eine Referenzarchitektur, bei der die Strukturen und die jeweiligen Elemente und Relationen eine Vorlage für konkrete Architekturen in einer Domäne darstellen.

Enterprise Reference Architectures sind standardisierten Architekturen, die branchenspezifische Referenzrahmen bieten. Viele Domänen bzw. Branchen haben ihre eigenen Referenz­archi­tekturen definiert. Zu den wichtigsten gehören:

  • BIAN Service Landscape (Bankenbranche)
  • ACORD Framework (Versicherungsbranche)
  • eTOM Business Process Framework (Telekommunikationsbranche)
  • Referenzarchitekturen auf Regierungsebene, z.B. das US Federal Enterprise Architecture Framework (FEAF) oder das Australian Government Architecture Framework (AGA)
  • Referenzarchitekturen für Verteidigung und nationale Sicherheit, z.B. das NATO Architecture Framework (NAF), das Department of Defense Architecture Framework (DoDAF; USA) und das Ministry of Defence Architecture Framework (MODAF; UK)
  • Referenzarchitekturen für die Fertigungsbranche bzw. unternehmensinterne und unternehmensübergreifende Geschäftsprozesse, z.B. ISA-95 oder SCOR

Die meisten dieser Referenzarchitekturen umfassen gemeinsame Geschäftsbausteine, Business Capabilities und Geschäftsprozesse für eine spezifische vertikale Domäne. Sie können u.a. auch gemeinsame Datenmodelle, Kommunikationsstandards und Austauschformate enthalten – manchmal finden sich in Referenzarchitekturen sogar gemeinsame Softwarebausteine und wiederverwendbare Assets und Modelle.

Eine Referenzarchitektur bietet Unternehmen eine Vorlage, die häufig auf der Verallgemeinerung einer Vielzahl von Lösungen sowie auf Best Practices beruht, die sich in Architekturimplementierungen als erfolgreich erwiesen haben. Zudem zeigen Referenzarchitekturen, wie diese unterschiedlichen Komponenten zu einer Lösung zusammengefügt werden können. Referenzarchitekturen werden für eine bestimmte Domäne oder für bestimmte Projekte entwickelt.

 

5 Gründe für die Nutzung von Referenzarchitekturen und wichtige Frameworks

Es gibt mehrere Faktoren, die für den Einsatz einer Referenzarchitektur sprechen. Für eine erfolgreiche Referenzarchitektur müssen die richtigen Rahmenbedingungen vorherrschen.

1. Referenzrahmen

Referenzarchitekturen bieten einen Referenzrahmen, mithilfe dessen sich Unternehmen einen Überblick über spezifische Domänen verschaffen können – gleichzeitig sind sie der ideale Startpunkt für den Aufbau eines EA-Programms. Mit Referenzarchitekturen verfügen Unternehmen über grundlegende Strukturen, sodass sie das Rad nicht neu erfinden müssen. Referenzarchitekturen sind besonders für die indirekten Geschäftsbereiche Ihres Unternehmens von Bedeutung.

2. Interoperabilität

In unserer zunehmend vernetzten Welt ist Zusammenarbeit für alle Unternehmen das A und O. Die Standards und Bausteine, die in Referenzarchitekturen festgelegt werden, erleichtern Kooperation. Die Nutzung von Standards trägt zu einer erhöhten Flexibilität bei, da einzelne Bausteine, die über standardisierte Schnittstellen miteinander verbunden sind, einfacher ausgetauscht werden können. Umgekehrt ist es auch einfacher, Standards zu entwickeln, wenn die Bausteine selbst schon standardisiert sind. LEGO ist dafür ein perfektes Beispiel.

3. Fusionen, Übernahmen und Outsourcing

Wenn in Unternehmen ein gemeinsames Verständnis für Prozesse, Funktionen und/oder Systeme vorherrscht und dieselben Standards verwendet werden, können Elemente um einiges einfacher ausgetauscht oder miteinander kombiniert werden.

4. Benchmarking

Referenzarchitekturen erleichtern industriespezifisches Benchmarking. Häufig unterscheiden sich Unternehmen nicht im Aufbau ihrer Geschäftsprozesse, sondern in deren Ausführung. Mithilfe von Referenzarchitekturen kann die Ausführung von Geschäftsprozessen und deren konkreten Ergebnisse nachverfolgt werden.

5. Einhaltung von Richtlinien

Häufig werden Referenzarchitekturen von Aufsichtsbehörden vorgeschrieben oder dringend empfohlen. Rechnungslegungsgrundsätze, -praktiken und -prozesse werden zum Beispiel zunehmend standardisiert und verordnet. Dies führt zu der Etablierung von Standards auf den unterschiedlichsten Ebenen, wie bspw. die Geschäftsberichterstattung mittels Austauschstandards wie XBRL.

 

Vorteile von Referenzarchitekturen

Durch die Einführung einer Referenzarchitektur können Unternehmen Lösungen wiederverwenden, die sich in der Vergangenheit als nützlich erwiesen haben, und so die Bereitstellung beschleunigen. Somit schaffen Referenzarchitekturen die Basis für Governance und stellen sicher, dass Technologien konsistent und wie intendiert im Unternehmen genutzt werden. Im Bereich der Softwarearchitektur haben viele empirische Studien die Vor- und Nachteile der Einführung einer Referenzarchitektur eingehend analysiert:

• Verbesserte Interoperabilität von Softwaresystemen durch die Etablierung einer Standardlösung und gemeinsamer Mechanismen zum Informationsaustausch

• Geringere Entwicklungskosten von Softwareprojekten durch die Wiederverwendung von Assets

• Verbesserte Kommunikation im gesamten Unternehmen, da Stakeholder dieselbe Architekturauffassung haben

• Beeinflussung der Lernkurve von Entwicklern, da sie sich mit den Merkmalen von Referenzarchitekturen auseinandersetzen müssen

 

Referenzarchitekturen vs. Architektur-Frameworks

Als Architektur-Framework werden Strukturen verstanden, die die einheitliche Basis für die Beschreibung von zahlreichen Systemarchitekturen bilden. Es gibt eine Reihe bekannter Architektur-Frameworks, darunter das Zachman Framework, das The Open Group Architecture Framework (TOGAF) und das Department of Defense Architecture Framework (DoDAF) – all diese Frameworks bieten Ansätze zur Beschreibung und Identifizierung notwendiger Inputs für eine bestimmte Architektur sowie Mittel zur Beschreibung dieser Architektur.

Mithilfe von Architektur-Frameworks können Enterprise Architects Anforderungen adäquat beschreiben, ohne dabei einen bestimmten Architekturtyp vorzuschreiben. Architektur-Frameworks beschreiben „Architekturansichten“, deren Entwicklung ein Architekt in Betracht ziehen könnte, und bieten gleichzeitig Richtlinien, die die Informationsgrundlage für die Entscheidung zur Entwicklung bestimmter Architekturansichten bieten.

Referenzarchitekturen gehen noch einen Schritt weiter. Sie beschleunigen den Prozess für einen bestimmten Architekturtyp und helfen bei der Ermittlung des geeigneten Architekturansatzes. Zudem können Enterprise Architects mithilfe von Referenzarchitekturen bestimmen, welche architektonischen Artefakte benötigt werden, um die  „Best Practice“-Anforderungen für eine bestimmte Architektur zu erfüllen. Referenzarchitekturen dienen somit als Architekturvorlage. Sowohl Architektur-Frameworks als auch Referenzarchitekturen geben Unternehmen Best Practices an die Hand – und obwohl Referenzarchitekturen einen besonderen Schwerpunkt auf die Methodologie legen, dienen sie Unternehmen vornehmlich als architektonische Musterlösung. Hierbei ist erwähnenswert, dass mehrere Referenzarchitekturen für dieselbe Domäne zulässig und durchaus sinnvoll sind.

 

Fazit

Wenn Unternehmen eine Referenzarchitektur nutzen, sollten sie sich auch genau an diese halten. Referenzarchitekturen schaffen nur dann einen Mehrwert, wenn sie wie vorgesehen implementiert werden – ansonsten verliert die ganze Idee, branchenerprobte Best Practices wiederzuverwenden, ihren Sinn.

Ein Beispiel: Versicherungsunternehmen teilen viele Business Capabilities und Prozesse. Einen Wettbewerbsvorteil können diese Unternehmen nur in den Bereichen Produkt, Preisgestaltung, Kundensegment und Kundenbeziehung erzielen. Die Wiederverwendung branchenerprobter Best Practices in Form von Referenzarchitekturen stellt sicher, dass sie bei diesen nicht-wettbewerbsrelevanten Aspekten mit ihren Wettbewerbern mithalten. Dies wird auch bei der Implementierung von IT-Systemen deutlich, wo Anbieter wie SAP Referenzprozesse für große Teile eines Unternehmens bieten. Bei Referenzarchitekturen sollten die Benutzer und nicht die Anbieter über Best Practices entscheiden – außerdem sollte die Architektur aktiv von der Benutzer-Community gepflegt werden.

Die Referenzarchitektur, für die Sie sich entscheiden, sollte Ihrem Unternehmen als konkrete Orientierung dienen. Allgemeine Architekturprinzipien sind nicht genug. Es braucht eine richtige Struktur, z.B. in Form von Geschäftsfunktionen oder Prozessen, Bausteinen oder Standards, um Ihre Architekturbemühung angemessen zu unterstützen.

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FAQ: Referenzarchitekturen

Was ist eine Referenzarchitektur?

Referenzarchitekturen beschreiben standardisierte Architekturen, die einen Referenzrahmen für vertikale Domänen oder Branchen bieten. Referenzmodelle oder -architekturen schaffen ein gemeinsames Verständnis von Prozessen, Datenstrukturen und der zugrunde liegenden Technologien im Allgemeinen. Zudem bieten sie wiederverwendbare Designs und branchenspezifische Best Practices. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um Lösungsarchitekturen (d.h. sie werden nicht direkt implementiert), sondern dienen eher als idealtypisches Modellmuster für konkretere Architekturen. In der Regel enthält eine Referenzarchitektur gemeinsame Architekturprinzipien, Muster, Bausteine und Standards.

Welche Vorteile bieten Referenzarchitekturen?

Durch die Einführung einer Referenzarchitektur können Unternehmen Lösungen wiederverwenden, die sich in der Vergangenheit als nützlich erwiesen haben, und so die Bereitstellung beschleunigen. Somit schaffen Referenzarchitekturen die Basis für Governance und stellen sicher, dass Technologien konsistent und wie intendiert im Unternehmen genutzt werden. 

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